Ab durch die grüne Mitte

Der Rennsteig-Radweg

Der Rennsteig ist auch als Radtour ein Genuss. Er balanciert auf der Kammhöhe des Thüringer Waldes und bietet Mountainbikern ein einsames Revier mit naturbelassenen Trails und rasanten Abfahrten.

Unterwegs mit einem Profi

Unter den breiten Reifen knirscht der Schotter, der Forstweg schlängelt sich den Berg hinauf. Rechts Nadelbäume und bemooste Hänge und auch links: tiefer, wilder Wald.  Wir sind auf dem Rennsteigradweg unterwegs. Mit uns fährt jemand, der hier jeden Winkel, jede schöne Aussicht – und falls mal nötig – auch jede Abkürzung kennt: Ronald Unger. Ein drahtiger Typ mit Schnauzbart und eindrucksvollen Waden, die auf tägliches Ausdauerradeln schließen lassen.

©Udo Bernhart (CMR), Thüringer Tourismus GmbH

Der Outdoor-Trainer und Bike-Guide schwärmt vom Thüringer Wald: „Die Natur hier bietet einerseits Ruhe, andererseits alles, was Mountainbiker suchen – Touren, Downhill und Freeride. Von der entspannten Runde für Familien mit kleinen Kindern bis zur 190-Kilometer-Tour ist bei uns alles drin.“Unger bietet geführte Touren durch den Thüringer Wald an, die einen oder auch mehrere Tage dauern. Schon als Kind fuhr er Radrennen, später stieg er aufs Mountainbike um. Seit einigen Jahren geht er seiner Leidenschaft hauptberuflich nach – und wirkt ziemlich zufrieden, wenn er von seinem Job erzählt. „Mountainbiken ist für mich die sportliche Liebe meines Lebens“, sagt er. 

Hier geht’s sportlich zu

Robert Veitengruber und Birgit Demel nahe Oberhof ©Sabine Braun, Thüringer Tourismus GmbH

Unsere Tour führt von Oberhof über den Großen Beerberg, Schmiedefeld, Neustadt und Masserberg bis nach Neuhaus am Rennweg. Rund 60 Kilometer Strecke und fast 800 Höhenmeter werden wir am Ende des Tages zurückgelegt haben. Wir starten in Oberhof, als deutsches Wintersportzentrum einer der meistbesuchten Orte in Thüringen. Der Luftkurort war 1931 erstmals Austragungsort der Weltmeisterschaften in der Nordischen Kombination und im Zweierbob. Die erste Skisprungschanze stammt aus dem Jahr 1906 und 1973 fand erstmals die Rennrodel-Weltmeisterschaft auf der 1971 fertiggestellten Rennschlittenbahn statt.

Ein stetes Auf und Ab

Der Rennsteig ist unser roter Faden und die Tour bis Neuhaus ein ständiger Wechsel aus Auf- und Abfahrten. Gleich zu Beginn erreichen wir den höchsten Punkt, den Großen Beerberg. Wenige hundert Meter später gewährt uns der Turm an Plänckners Aussicht einen weiten Blick nach Süden bis in die Ausläufer der Rhön. Von nun an geht’s abwärts, „aber ausschließlich mathematisch“, wie Ronald sagt. Auf wurzelbewachsenen Pfaden werden wir durchgeschüttelt. Rutschiger Schotter fordert anderswo unsere ganze Aufmerksamkeit. Die Hand mit dosiertem Druck immer an der Bremse. Dabei ist es gar nicht mal so einfach, den Blick konzentriert auf den Weg zu richten, denn lieber möchte man um sich schauen.

Es geht durch das UNESCO-Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald. Diese einzigartige Landschaft aus Hochmoorgebieten, Bergwiesen und Wäldern bietet mehr als 1000 Pflanzenarten und 2.500 Tierarten einen geschützten Lebensraum. Öfter legen wir Abstecher ein, zunächst am zweithöchsten Gipfel im Thüringer Wald, dem 978 hohen Schneekopf. Wer den Turm über 126 Stufen besteigt, der hat eine atemberaubende Rundumsicht. Auch kurz vor dem Ziel machen wir einen Schlenker: nach Lauscha, bekannt für seine Glasbläserkunst und die Erfindung der Christbaumkugel.

Sperrgebiet im Märchenwald

Früher diente der Rennsteig als Abkürzung für Eilboten. Der Verlauf auf den Bergkämmen und abseits von Ortschaften war die kürzeste Verbindung und verhinderte, dass die Kuriere unterwegs trödelten oder gar in einem Gasthaus geheime Informationen ausplauderten. Schon immer war er ein Grenzweg, heute im südlichen Bereich zwischen Thüringen und Bayern. Im geteilten Deutschland konnte man ihn nicht durchgehend wandern. Sechs Mal kreuzte er die Grenze. Jetzt radelt man durch eine friedliche Idylle und folgt den Spuren innerdeutscher Geschichte.

Grenzstein am Rennsteig-Radweg, ©Martin Kircher, Thüringer Tourismus GmbH

„Der Rennsteig und die vielen Pisten drumherum bieten etwas, wonach sich Mountainbiker sehnen – und das immer seltener wird: oft freie Fahrt“, sagt Ronald Ungerer und liefert uns damit die Erklärung, warum uns unterwegs so viele Gleichgesinnte begegnen. „Hier gibt es noch das Gefühl von Abenteuer und wilder Natur – auch wenn der nächste Gasthof oder Supermarkt nie zu weit weg sind.“ Trotz guter Kondition macht sich irgendwann dann doch ein Ziehen in den Waden bemerkbar und wir sind froh, als Ronald nach einer weiteren wilden Abfahrt ruft: „Da vorne ist das Ziel. Wer möchte eine Thüringer Bratwurst?“ Die haben wir uns redlich verdient!

Mountainbike-Strecke

Alle, die mehr Herausforderung suchen, folgen am besten der Mountainbike-Strecke entlang des Rennsteigs: Rennsteig MTB Radweg. Neben scharfen Anstiegen und steilen Abfahrten gibt's hier auch Panoramablicke. Aber eben auch das gewisse Extra für ambitionierte Radfahrende.

Titelbild: ©Udo Bernhart (CMR), Thüringer Tourismus GmbH

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